Es gibt Features, die während der Konstruktionsarbeit immer wieder benötigt werden. Seien es Beschriftungen, Skizzen, Ausschnitte oder Bauteilerweiterungen. Oft sind sie durch ihre Komplexität zeitraubend, da sie immer wieder aufs Neue skizziert und konstruiert werden müssen. Zu diesem Zweck haben wir in SOLIDWORKS die Konstruktionsbibliothek, in der wir unsere gebräuchlichsten Konstruktionsmerkmale gesammelt zur Verfügung haben und sie auch sehr einfach mittels Drag&Drop in unsere Konstruktionen und Zeichnungen einfügen können.
Bei der Erstellung von Bauteilen stößt man hier dann auf die Verwendung von Bibliotheksfeatures.
Egal ob es sich um Ausschnitte, wie Leitungsanschlüsse, Ausdrehungen udgl., handelt, oder eine Bauteilerweiterung benötigt wird, um die Funktion seines Teiles zu realisieren. Mittels Erstellung eines Bibliotheksfeatures kann in Zukunft viel Zeit und Kopfzerbrechen erspart werden.
An einigen einfachen Elementen möchten wir Ihnen zeigen, welche Möglichkeiten Ihnen diese Features bieten, aber auch, welche Besonderheiten zu beachten sind, um die spätere Verwendung in jeder Lage zu ermöglichen.
Vorgehensweise:
Zu Beginn wird ein Grundkörper benötigt, der den späteren Bauteil symbolisiert und zumindest dessen grundlegende Elemente besitzt, auf den das Feature angewandt werden soll. Je nach Anwendungsfall kann es sich bei diesem Grundkörper um einen einfachen Bauteil handeln oder um einen Multibody-Bauteil (Schweißkonstruktion, einfache Austragung, …).
Auf diesem Bauteil erstellt man daraufhin das gewünschte Feature. Wichtig dabei ist, welche Beziehungen verwendet werden. Je unabhängiger ich hier agiere, desto schneller wird in Zukunft die Verwendung und der Einbau funktionieren.
Nach Fertigstellung des Features kann es als Library-Feature im Dateisystem abgespeichert werden. Um später auch das einfache Einfügen aus der Konstruktionsbibliothek nutzen zu können, sollte dies in jenem Ordner passieren, der in den Systemoptionen als Konstruktionsbibliothek definiert wurde.
Danach kann das Feature entsprechend der Definitionen mittels Drag&Drop auf die Konstruktion angewandt werden.
Welche Aspekte sind bei der Erstellung eines Bibliotheksfeatures zu beachten?
Skizzierebene
Schon die Auswahl der passenden Skizzierebene des ersten Features beeinflusst das spätere Handling. Diese Ebene ist auch die Einfügeebene/-fläche beim Gebrauch des Features.
Bedenken Sie bei der Auswahl dieser Ebene, ob diese im späteren Gebrauch leicht zugänglich ist und ohne viel Vorbereitungsarbeit (Ausblenden anderer Teile etc.) ausgewählt werden kann.
Vergessen Sie nicht darauf, die Ebene entsprechend zu benennen, um auch Ihren Kollegen später eine möglichst einfache Verwendung zu ermöglichen.
Skizze / Skizzenbeziehungen:
Vermeiden Sie bitte unbedingt die Verwendung von Skizzenbeziehungen wie vertikal und horizontal, oder sonstige Bezüge zum Koordinatensystem des Teiles. Die Verwendung dieser Beziehungen schränkt die spätere Verwendbarkeit ein. Der Grund dafür liegt darin, dass diese Beziehungen im Zusammenhang mit dem Koordinatensystem erstellt werden, und bei der späteren Verwendung des Features auch mit dem Koordinatensystem des Zielköpers korrespondiert, wodurch die wunschgemäße Orientierung oft nicht mehr möglich sein kann. Zielführend ist hier die Verwendung von direkten Abhängigkeiten zu Geometrien des Bauteiles oder der Skizze selbst. Auch hier sollte die spätere Erreichbarkeit und das Vorhandensein der jeweiligen Referenz berücksichtigt werden.
Verwenden Sie stattdessen Beziehungen innerhalb der Skizze. Zusätzlicher Effekt dieser Arbeitsweise ist, dass dadurch auch eine Minimierung der später notwendigen Auswahlelemente erreicht wird.
Achten Sie auch bei der Bemaßung darauf, dass Sie zu Skizzengeometrien ausgerichtete Bemaßungen verwenden.
Bewährt hat es sich hier, dass die notwendige Skizze zuerst „windschief“ in der Skizzierebene aufgebaut wird, wodurch die Verwendung entsprechender Skizzenbeziehungen und Bemaßungen forciert wird. Erst zum Schluss wird die Skizze an die Geometrie angebunden.
Feature:
Bei Features ist auf die geeignete Wahl der Endbedingungen zu achten.
Besteht Ihr Bibliotheks-Feature aus mehreren Einzelfeatures, achten Sie darauf, Abhängigkeiten möglichst auf die Feature untereinander zu beziehen und nicht auf den Grundkörper. Dies erleichtert später das Einfügen und reduziert die notwendigen auszuwählenden Referenzen.
Konfigurationen:
Um unterschiedliche Ausführungen und Größen des Lib.-Features möglichst einfach auswählen zu können, werden diese in Konfigurationen eingestellt.
Erstellung des Bibliotheksfeatures:
Speichern:
Haben Sie das Feature ihren Wünschen entsprechend und unter Einhaltung der oben genannten Kriterien erstellt, so können Sie es in die Konstruktionsbibliothek überführen.
Markieren Sie alle Features (wenn ihr Lib.-Feature aus mehreren Einzelfeatures besteht), die innerhalb des Bibliotheksfeatures liegen sollen und klicken Sie auf „Speichern unter“.
Im darauffolgenden Fenster wählen Sie als Dateityp „Lib Feat Part (*.sldlfp) aus.
SWX wechselt in den Ordner der ersten Konstruktionsbibliothek in Ihren Systemeinstellungen und Sie können den Bauteil entsprechend Ihren Wünschen ablegen.
Nach dem Speichern erscheint bei den Features, die als Lib.-Features fungieren sollen, ein L im Symbol. Sollten Sie mit Ihrer Auswahl später nicht zufrieden sein, können Sie auch im Nachhinein in dem Lib.-Feature-Teil über das Kontextmenü mit „zu Bibliothek hinzufügen / ausschließen“ Inhalte hinzufügen bzw. ausschließen.
Alle Features ohne dieses L werden beim späteren Einfügen des Lib.-Features nicht dargestellt. Bestehen jedoch Beziehungen zu diesen, treten sie als Referenzen im im Featurebaum auf.
Referenzen und Abmessungen:
Mit dem Abspeichern ändert sich der Featurebaum und es kommen die Konstruktionsordner „Referenzen“ und „Bemaßungen“ hinzu.
Im Ordner „Referenzen“ können Sie alle Instanzen sehen, die für die erfolgreiche Platzierung in Zukunft notwendig sind. Es empfiehlt sich, diese Referenzen selbsterklärend umzubenennen, um in Zukunft Probleme bei der Verwendung zu vermeiden.
Im Ordner „Bemaßungen“ sind alle Bemaßungen der Features zu sehen. Durch die Zuordnung der Maße zu den Unterordnern „Abstandsbemaßungen“ und „Größenbemaßungen“ können sie den Zugriff in Zukunft steuern.
Abstandsbemaßungen werden beim Einfügen abgefragt, und beeinflussen grundlegenden Abmessungen des Features.
Interne Bemaßungen sind für die Erstellung des Features nicht notwendig, können aber später mittels „Feature bearbeiten“ angepasst werden.
Abmessungen, die keinem der beiden Unterordner zugeordnet wurden, können später nicht mehr bearbeitet werden.
Einfügen des Lib.-Features in ein Bauteil:
Um später dieses Feature auf einen beliebigen Bauteil anzuwenden, braucht man das Lib.-Feature nur aus der Konstruktionsbibliothek in den Grafikbereich des entsprechenden Bauteiles zu ziehen.
Es öffnet sich der Propertymanager des Lib.-Features. Zusätzlich erscheint ein Vorschaufenster, das bei der richtigen Auswahl der notwendigen Referenzen hilft.
Nach dem Platzieren sind die Abstandsbemaßungen einzutragen (falls vorhanden).
In einem weiteren Schritt ist es nun auch noch möglich, interne Bemaßungen entsprechend abzuändern.
Testen
Testen Sie Ihr Lib.-Feature an verschiedenen Bauteilen, variieren Sie dabei die Ausrichtung auf jede erdenkliche Art und Weise, um die spätere Verwendung so problemlos wie möglich zu halten.
Diese Schritte und weitere Hinweise zum Thema Bibliotheks-Feature werden in der Schulung "Modellierung komplexer Teile" erklärt.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Arbeit mit SOLIDWORKS und viel Erfolg!